„Hier Rotkreuz Schule 1/19/2. Sind bei den Zielkoordinaten angekommen. Warten auf den nächsten Auftrag.“ Diese und ähnliche Sätze bekam man am Valentinstag 2016 anstelle von schmachtenden Liebesbotschaften über den Funkverkehr der Übungsgruppe zu hören.
Die Wasserwacht Frankfurt lud zu einer Kommunikations- und Orientierungsübung im Stadtgebiet Frankfurt ein. Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung war die „Leitstelle Schule“, die kurzerhand in den Räumlichkeiten der OV Schwanheim/Goldstein eingerichtet wurde.
Nach einem kurzen Briefing wurden die Teilnehmenden Trupps von der Leitstelle am Mittag mit kniffligen Aufgaben betraut, bei denen Fähigkeiten des Navigierens, Kartenlesens, Funkens oder Morsens gefragt waren. Die sieben Trupps aus verschiedenen Ortsvereinen Frankfurts rückten zeitgleich mit UTM Koordinaten in den Frankfurter Raum aus, um allerlei interessante Aufgaben zu lösen.
Statt sich von Google & Co. leiten zu lassen, zogen die tapferen Wasserwächter und Bereitschaft‘ler mit Karten, Planzeiger und Kompass los. Zugegeben, nach Ermittlung des Zielortes hat hin und wieder das Hosentaschen-Navi bei der Anfahrt geholfen, was uns jedoch nicht davor geschützt hat, die eine oder andere Extrarunde zu drehen.
Mit großer Vorfreude und Spannung stürzten wir uns auf die ersten Aufträge. An den Zielkoordinaten mussten beispielsweise geeignete Hubschrauberlandeplätze eruiert und die UTM Koordinaten der Leitstelle mitgeteilt werden. Gefühlt war an diesem Tag die gesamte (non-existente) Helikopterstaffel des DRK Frankfurt auf unser Geheiß unterwegs. Eine weitere Übung bestand darin, eine Gefahrenanalyse am „Einsatzort“ zu machen und eine Lagemeldung an die Leitstelle zu übermitteln.
Ein wenig mehr graue Zellen verlangten den Teilnehmern die wasserwachtspezifischen Aufgaben ab. Hier ein Auszug: „Vor etwa einer Stunde sei eine Person an Ihren Zielkoordinaten in die Nidda gefallen und treibt seither mit dem Strom talwärts. Ermitteln Sie anhand der Fließgeschwindigkeit das zu erwartenden Suchgebiet.“ Stöckchen werfend und Schritte zählend näherten wir uns auch dieser Lösung.
Im Tagesverlauf wurden auch sogenannte „Stolpersteine“ im Stadtgebiet gesucht. Die Inschriften der Mahnmale wurden der Leitstelle mit Hilfe der in Erinnerung gerufenen, deutschen Buchstabiertafel übermittelt. Nautische Fähigkeiten wurden abverlangt, als die angefahrenen Zielorte mittels Kreuzpeilung und Kompass verifiziert und Landmarken gepeilt werden mussten. Selbstverständlich wurden die Peilungen fein säuberlich mit Bleistift und Geodreieck in die Karten eingetragen – die Einsatzleitung wollte sich schließlich rückversichern, dass wir uns auch in unbekanntem Terrain zurechtfinden. Als „Aufgabe für Zwischendurch“ war es nötig Wikipedia und Google nach der Entfernung zwischen Erde und Mond zu befragen, um zu der überraschenden Erkenntnis zu gelangen, dass man alle Europäer drei Mal aufeinander stapeln müsste, damit der Mond von der obersten Person „angestupst“ werden kann. Ein anderer Trupp durfte für die Leitstelle Reisepreise beim Reisebüro des Vertrauens eruieren, Betten zählen oder den Preis eines hochprozentigen Aperitifs an der Preistafel einer Gaststätte ermitteln.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen. Doch bei Dunkelheit bot sich die perfekte Gelegenheit für eine weitere Herausforderung: Jeweils zwei DRK Fahrzeuge wurden von der Leitstelle an die gegenüberliegenden Seiten des Mainufers gelotst, von wo aus mittels Fernlicht und Morsealphabet Wörter über den Main geschickt wurden. Die spätabendliche Illumination des Mainufers und das freudige Jubeln der Teilnehmer, nach erfolgreicher Verständigung, konnte innerhalb und außerhalb des Funkkreises allseits vernommen werden, denn diese Aufgabe war durchaus schwieriger als zunächst angenommen.
Nach diesen sehr spannenden und mitreißenden sechs Stunden, versammelten sich alle Beteiligten, ob Leitstellenpersonal, Fahrer, Funker oder Navigator mit einem breiten Grinsen in der Schwanheimer Wache.
Die Begeisterung von dieser Übung stand uns allen ins Gesicht geschrieben. Die intensive Vorbereitung der Organisatoren hatte sich mehr als gelohnt und der Wunsch nach Wiederholung und Fortsetzung wurde von allen Teilnehmern sehr deutlich geäußert.
Wir bedanken uns recht herzlich bei all den engagierten Menschen, die viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt haben, um für alle Teilnehmer einen unvergesslichen Tag zu inszenieren von dem wir noch sehr lange erzählen werden.
Frankfurt, 14.02.2016
Maria Steudel, Christian Baumann
OV Nordwest